Gewaltprävention im Fokus – Gewaltschutzgipfel 2024

Gewaltprävention und Gewaltschutz sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die eine institutionenübergreifende Zusammenarbeit verlangen. Am 26. November 2024 fand der 5. Gewaltschutzgipfel statt, der erneut eine Plattform für den interdisziplinären und fachlichen Austausch bot.

Der Gewaltschutzgipfel wurde im Rahmen der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ auf Einladung von Frauenministerin Susanne Raab, Innenminister Gerhard Karner, Justizministerin Alma Zadić und Sozialminister Johannes Rauch veranstaltet. Fachexpertinnen und Fachexperten aus Beratungseinrichtungen, Wissenschaft und Verwaltung aus ganz Österreich nahmen an der Veranstaltung vor Ort und online teil.

Der diesjährige Gewaltschutzgipfel legte dabei einen Fokus auf gewaltpräventive Ansätze und Konzepte auf unterschiedlichen Präventionsebenen.

Rückblick auf 10 Jahre Istanbul-Konvention

Den Auftakt machte die Leiterin der Nationalen Koordinierungsstelle „Gewalt gegen Frauen“. Sie zog Bilanz zu 10 Jahren Istanbul-Konvention und hob hervor, dass dieses internationale Rechtsdokument eine tragende Säule der nachhaltigen Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt darstellt. Sie betonte, dass die Konvention unmissverständlich klarstellt: Gewalt gegen Frauen ist sowohl Ursache als auch Folge ungleicher Machtverhältnisse. Ohne faktische Gleichstellung kann daher keine nachhaltige Lösung gefunden werden. In ihrem Vortrag wurden die zentralen Präventionsperspektiven der Istanbul-Konvention und die aktuellen Empfehlungen des GREVIO-Komitees an Österreich beleuchtet. Besonders die Anerkennung von geschlechtsspezifischer Gewalt als strukturelles Problem unterstrich auch die Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen Herangehensweise.

Prävention auf allen Ebenen

Die Leiterin des Bundesverbands der Gewaltschutzzentren Österreich stellte die Bedeutung der Prävention auf der Primären-, Sekundären- und Tertiären-Ebene vor. Ein differenzierter und bedürfnisorientierter Ansatz ermöglicht gezielte Strategien und Maßnahmen für unterschiedliche Zielgruppen.

Gewaltprävention in der Praxis

Fachexpertinnen und Fachexperten präsentierten die gewaltpräventive Wirkung unterschiedlicher Angebote:

  • Frauen- und Mädchenberatungsstellen: Die zentrale Bedeutung der Frauen- und Mädchenberatungsstellen und ihrem niederschwelligen und regionalen Angebot wurde als unverzichtbare Säule der Gewaltprävention hervorgehoben.
  • Beratungsstellen für Gewaltprävention: Die seit 2021 verpflichtende Gewaltpräventionsberatung durch die Beratungsstellen für Gewaltprävention nimmt eine Schlüsselrolle in der Prävention von Gewalt im sozialen Nahraum ein.
  • Täterarbeit im Opferschutz: Der Dachverband DVOTA zeigte auf, wie individuelle Ansätze in der Täterarbeit präventive Wirkung entfalten können.
  • Projekt „Stadtteile ohne Partnergewalt (StoP)“: Dieses gemeinwesenbasierte Modell demonstriert, wie Nachbarschaften aktiv in die Prävention eingebunden werden können.
  • Prävention sexualisierter Gewalt: Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Bedeutung von Konsens und die Vermittlung von Pornografiekompetenz gelegt, um sexualisierte Gewalt frühzeitig zu verhindern.
  • FORMA-Studie zu Zwangsheirat: Die wertvollen Erkenntnisse dieser Studie lieferten neue Einblicke in Präventionsmöglichkeiten von verwandtschaftsbasierter Gewalt.

Fazit: Gemeinsam gegen Gewalt

Der Gewaltschutzgipfel 2024 machte erneut deutlich, dass die nachhaltige Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt eine klare Haltung gegen Gewalt, ein starkes Netzwerk und bedarfsorientierte und zielgruppenspezifische Ansätze erfordert.

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